Hund Akiba lernt Botengänge
Mit dem Golden Retriever Akiba, ein 5 Jahre alter Rüde, war ich im Rahmen der Hundeausbildung mehrfach im Training. Aus dem Tiertraining mit Akiba möchte ich zeigen, wie der Hund für die tiergestützte Therapie eine wichtige Übung erlernt. Zu sehen ist, wie der Therapiehund trainiert, einfache Botengänge zu erledigen.
Im Vorfeld habe ich mit Akiba eingeübt, dass von dem Körbchen keinerlei Gefahr für das Tier ausgeht. Bevor ein Hund bereit ist, für Menschen Gegenstände zu transportieren, muss er nicht nur Vertrauen in den Mensch gefasst haben, sondern auch verinnerlichen, dass der betreffende Gegenstand für ihn vollkommen ungefährlich ist.
Indem der Hundeausbilder oder der Hundehalter regelmäßig mit dem Therapiehund trainiert, wird anfangs das Vertrauen aufgebaut und anschließend gezielt geübt, bestimmte Arbeiten zu verrichten, die für einen behinderten oder kranken Mensch hilfreich sind.
Judy – eine besondere Assistentin beim Training
Um diese Übungen mit dem Hund durchführen zu können, habe ich zwei Assistentinnen an meiner Seite. Eine meiner Assistentinnen ist das Mädchen in der Jacke, das gleich in den Bildern zu sehen sein wird und natürlich ist Hundehalterin Shirin dabei, damit sie von mir lernt, wie sie mit ihrem Hund Akiba trainieren kann, um ihn zur Hundeprüfung zu führen.
Das Mädchen heißt Judy und ist seit Geburt gehandicapt. Für sie ist das gemeinsame Training mit Akiba nicht nur Hundetraining, sondern gleichzeitig tiergestützte Therapie. Während dieser Trainingseinheit bekommt das Mädchen einfache Aufgaben und kann so ihre körperlichen Fähigkeiten, Grobmotorik und Feinmotorik mit dem Therapiehund trainieren.
Ein Körbchen tragen – keine Selbstverständlichkeit für Hunde
Was in Bildern einfach aussieht, ist es nicht. Während Menschen daran gewöhnt sind, täglich eine Vielzahl an Dingen hin- und herzutragen, brauchen Hunde dies im Hundealltag nicht zu tun. Trotzdem können Hunde sehr gut Botengänge machen, weil das Tragen ihnen nicht fremd ist. Schließlich tragen Hündinnen beispielsweise ihre Jungen von A nach B, ihre Beute oder ein Spielzeug. Dies tun Hunde aus freien Stücken, stellt jedoch im Hundealltag keine tägliche Arbeit für den Hund dar.
Damit Akiba dieses gewünschte Verhalten als Routine verinnerlicht, habe ich genau diese Aufgabe mit dem Therapiehund trainiert. Akiba hat im Hundetraining ganz toll mitgemacht und schnell das Körbchentragen als Botengänge erlernt.
So habe ich mit dem Therapiehund trainiert
Meine beiden tollen Helferinnen haben sich ein paar Meter weit auseinander positioniert. Die kleine Judy nimmt das Körbchen in die Hand und übergibt es an Akiba. Der Vierbeiner nimmt den Korb vorsichtig ab und macht sich auf den Weg zur gegenüberstehenden Frau.
Der Ausbildungshund trägt ganz stolz das Körbchen zur zweiten Assistentin und erledigt seine Aufgabe mit Bravour.
Vergleicht man das obere und das nachfolgende Foto, wird sichtbar, dass Akiba gemütlich läuft und dabei mit der Rute wedelt. Für den Hund sind solche Botengänge Aufgaben, die für ihn sinnvolle Beschäftigungen darstellen. Das Tier geht spielerisch mit der Situation um, weiß jedoch, dass es am Arbeiten ist.
Da behinderte Menschen oder Senioren sich nicht immer zum Fußboden bücken können, um das Körbchen dort aufzuheben, übergibt der Ausbildungshund das Körbchen in die Hand meiner Assistentin. Akiba hat seine Aufgabe meisterhaft bestanden und freut sich natürlich auf eine kleine Belohnung. Inzwischen ist der Golden Retriever längst ein Profi und hat die Prüfung bestanden.
Wie tierische Botengänge Menschen helfen
Was ich hier mit meinen Assistentinnen und dem Therapiehund trainiert habe, ist Basis vieler möglicher Anwendungen. Ein ausgebildeter Hund der diese Arbeit beherrscht, kann zum Beispiel Senioren, kranken oder behinderten Menschen das Körbchen bringen.
Sind Rollstuhlfahrer mit ihrem Behindertenbegleithund unterwegs, kann das Tier im Körbchen eine Kleinigkeit z. B. vom Kiosk abholen und zu Herrchen oder Frauchen bringen. Der Hund kann auch das Körbchen neben seinem Besitzer tragen, wenn der Mensch Gehilfen zum Laufen benötigt. Im Haushalt kann der Hund im Körbchen Telefon, Medikamente oder ein Stück Obst bringen.
Bei der tiergestützten Therapie könnte der Hund neben einem behinderten Kind laufen und dabei im Körbchen eine Belohnung für Hund und Kind an das Ziel tragen. Dabei wird das Kind ermutigt, in der therapeutischen Anwendung gemeinsam mit dem Therapiehund bis zum vereinbarten Ziel zu gehen. Da fallen auch noch so anstrengende Schritte viel leichter.
Die Einsatzmöglichkeiten für diese Übung, die ich mit dem Therapiehund trainiert habe, sind vielseitig und können jederzeit auf bestimmte Situation oder Bedürfnisse angepasst werden. Natürlich muss jede neue Arbeit mit dem Tier eingeübt werden. Doch wenn der Hund einige Botengänge als Routine verinnerlicht hat, lernt er unglaublich schnell individuelle Botengänge, die Menschen eine wertvolle Hilfe sind.
Blindes Vertrauen immens wichtig
Erst, wenn der Hund sich an diese Arbeit gewöhnt hat, können solche Übungen auch mit fremden oder nicht so vertrauten Menschen erfolgen. Durch meine Anwesenheit weiß Akiba, dass ihm auch in der Zusammenarbeit mit fremden Menschen nichts passiert. Der Golden Retriever hat schon lange verinnerlicht, dass ich immer auf ihn aufpasse und ihn niemals einer für ihn gefährlichen Situation aussetze. Selbstverständlich muss auch der Hundehalter seinem Tier diese Sicherheit vermitteln. Während ich mit dem Therapiehund trainiert habe, erkläre ich deshalb auch Hundehalterin Shirin, was für ihre Arbeit mit dem Golden Retriever wichtig ist. Schließlich ist sie es, die künftig mit dem ausgebildeten Hund arbeitet.